Mittwoch, 24. April 2024
Plattform zum Wissenstransfer für die landwirtschaftliche Biogasproduktion in Bayern

2. Online-Seminar der dreiteiligen Seminarreihe "Biogasproduktion - Praxisbeispiele aus der Landwirtschaft" am 08. Dezember 2022

BERICHT

Biogasanlagen sind für kleine und große Ökobetriebe interessant

Referenten: Biogasanlagenbetreiber Carl Graf zu Eltz aus Wolfring, Biogasanlagenbetreiber Josef Schmidt vom Staudenhof des Kloster Plankstetten und Dr. Falko Stockmann von C.A.R.M.E.N. e.V.

Carl Graf zu Eltz
Carl Graf zu Eltz
Josef Schmidt
Josef Schmidt
Dr. Falko Stockmann
Dr. Falko Stockmann

Mit dem Online-Seminar „Wie Biogas den Ökobetrieb bereichern kann?“ wurde die dreiteilige Online-Seminarreihe der ALB in Zusammenarbeit mit der LfL und C.A.R.M.E.N. e.V. zur Biogasthematik am Donnerstag, 8. Dezember 2022, fortgesetzt.

Florens H. Dittrich (Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) wendete sich mit einem Grußwort an circa 70 Teilnehmende. Wie Dittrich erwähnte, sind die Zeiten extrem herausfordernd. Die Wirrungen um das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) 2021 und 2023 sind weitestgehend verklungen. Dann kam das Energiesicherungsgesetz, wo Biogas wieder eine interessante Rolle spielte. Der jüngste Aufreger ist das Strompreisbremsengesetz und dort die Erlösabschöpfung, die für ganz große Fragezeichen sorgte. Schlussendlich wurde mit der 1 MW-Schwelle hier eine Option umgesetzt, die im Bereich Biogas, bei dem ganz andere Kosten und Einflussfaktoren bestehen als bei Photovoltaik und Windenergie, hat für große Unsicherheit gesorgt. Mit der Bundesratsinitiative 645/22 unter bundesrat.de will Bayern an die Bundesregierung appellieren, damit auch bei Biogas Kostensteigerungen abzupuffern sind. „Es ist uns sehr wichtig, dass dieser Beitrag der Bioenergie an der Energiewende und am Klimaschutz erhalten bleibt, zumal Biogas auch ein sehr relevanter wirtschaftlicher Faktor im Ländlichen Raum hat und für viele Landwirte zu einem essentiellen Einkommensbestandteil geworden ist“, sagte er. Dass diese Branche immerhin ein Fünftel des Stroms aus erneuerbaren Energien liefert, sollte auch „Bundesenergieminister“ Robert Habeck berücksichtigen. Es braucht Diversität bei Energiequellen und Energieformen. Hier kommen auch die ökologischen Betriebe ins Spiel. Knapp 12.000 ökologisch wirtschaftende Betriebe sind es in Bayern, die circa 13 % der landwirtschaftlichen Fläche des Bundeslands nutzen. 2030 sollen nach dem Ziel der bayerischen Regierung 30 % der landwirtschaftlichen Fläche des Freistaats ökologisch bearbeitet werden. Ein wichtiges, aber auch heres Ziel, wenn man die anderen Herausforderungen zu Biodiversität und Nachhaltigkeit der Lebensmittelerzeugung betrachtet. Umso interessanter ist es nach Dittrich, als ergänzendes Produkt auch Energie erzeugen zu können. Dittrich begrüßte zwei Referenten, die dies in zwei völlig unterschiedlichen Betrieben bereits anwenden und von deren Wissen die Seminarteilnehmer partizipieren können.

Ökobetriebe waren Impulsgeber für Biogasanlagen

Wie Dr. Falko Stockmann (C.A.R.M.E.N. e.V.) sagte, hat der Verein sich 2018 auf die Fahne geschrieben, Biogas im Ökobetrieb noch stärker zu verankern. Der Verein bietet allen, die in das Thema Biogas einsteigen wollen, Beratungspotenzial. Das Portfolion umfasst darüber hinaus u.a. die Projektkoordination, den Technologie- und Informationstransfer und Hilfestellung bei Fördermöglichkeiten sowie Begutachtung und Betreuung einschlägiger Projekte samt der entsprechenden Öffentlichkeitsarbeit. Mehr dazu unter www.carmen.de. Seit 2018 gibt es einen offenen Arbeitskreis zum Thema „Biogas im Ökolandbau“, der von C.A.R.M.E.N. e.V. koordiniert wird. Bioland und Naturland sind seitens der Öko-Verbände vertreten. Der Erfolg, dass Kleegras zu 10 % als Wirtschaftsdünger in den typischen 80:20 Gülle-Kleinbiogasanlagen im neuen EEG verankert ist, geht auf die Initiative des Arbeitskreises zurück.

Nach Stockmann waren Ökobetriebe, die ab ungefähr 1984 als Pioniere die Biogasbewegung initiierten. Als Impulsgeber hatten sie konkrete Ziele, die Verbesserung/Schließung der Nährstoffkreisläufe, die Verbesserung des Düngewerts und die energetische Unabhängigkeit. Über Biogasanlagen bestehen sehr gute Möglichkeiten, die aktuellen Herausforderungen des Öko-Anbaus zu meistern. Starkniederschläge nehmen zu, ebenso die Trockenheit, je nach Gebiet können die Bodenqualitäten gering sein, dadurch bedingt dann auch geringere Ernten. Vor allem bei Marktfruchtbetrieben, denen ein flüssiger, gezielt einsetzbarer und schneller wirkender Dünger fehlt, haben in diesem Szenario gegebenenfalls Nachteile. Das Gärprodukt als Dünger kann hier Abhilfe schaffen. Es können bei der Biogaserzeugung Fruchtfolgeaufwüchse, die sonst evtl. auf dem Feld verbleiben würden, genutzt werden. Vor dem Hintergrund geringerer Erträge und Qualitäten sowie niedrigerer Deckungsbeiträge ist bei gleichzeitig steigenden Energiepreisen Biogas sehr gut als Betriebsteil nutzbar, vor allem wenn man einen hohen eigenen Wärmebedarf hat. Biogas liefert hier einen Baustein zur Verbesserung der Produktivität.

Zu den Vorteilen der Biogaserzeugung im Ökobetrieb zählen:

  • Geringere Lachgasemissionen durch Abfuhr von Kleegras vom Feld und Steigerung der Fixierleistung der Knöllchenbakterien. Besserer Aufwuchs des Bestandes.
  • Abnahme der Emissionen im geschlossenen System.
  • Verbesserung der Phytohygiene auf dem Feld durch Abfuhr von Unkrautsamen und krankheitsbefallenen Pfanzenresten.
  • Entstehung eines Portfolios von Produkten. Das wichtigste Produkt ist der Dünger - Verbesserung des Düngemanagementes, um höhere Erträge und Qualitäten sowie steigende Produktivität zu haben.
  • Produktion von Wärme, Biomethan/Strom und dadurch Unabhängigkeit bei der Energieversorgung und besseres Abpuffern steigender Energiepreise.
  • Biogasanlage als Rohstofflieferant oder als Bioraffinerie (stoffliche Nutzung z. B. Fasern, chemische Rohstoffe)

Teil 1: Ökobetrieb ohne Tierhaltung mit 500 kW Biogasanlage

Die Gutsverwaltung Wolfring / Lkr. Schwandorf (Oberpfalz)  betreibt eine Biogasanlage mit über 500 kWel ohne Tierhaltung.
Die Gutsverwaltung Wolfring / Lkr. Schwandorf (Oberpfalz) betreibt eine Biogasanlage mit über 500 kWel ohne Tierhaltung.

Carl Graf zu Eltz berichtete über die Biogasanlage auf seinem Betrieb ohne Tierhaltung. Betriebsschwer-punkte sind Landwirtschaft (365 ha Acker- und 20 ha Gründlandfläche), Biogasproduktion (550 kWel), Saatgutvermehrung für Naturland, Forstwirtschaft (275 ha), Freiflächen-Photovoltaikanlage (17 ha, 20 Bodenpunkte, verpachtet), Baggerbetrieb und Steinbruch (Abbrucharbeiten, Wegebau etc.), Teichwirtschaft (40 ha, verpachtet und im Tausch mit anderem Betrieb Bewirtschaftung von dessen Ackerbau) und Gärtnerei (2.300 qm, verpachtet). Als Biogassubstrat wird hauptsächlich Kleegras eingesetzt. Silomais, Sonnenblumen, Soja, Hafer, Weizen, Triticale und Roggen komplettieren dies. Zudem wird immer einmal etwas ausprobiert, zum Beispiel Linsen.

Umstellung auf ökologischen Landbau
Auf ökologischen Landbau wurde peu à peu umgestellt. Seit 15 Jahren arbeitet Graf zu Eltz auf den Böden mit maximal 45 Bodenpunkten pfluglos und versucht schon immer, durch sehr viel Zwischenfrucht- und Kleegrasanbau sowie Kompostausbringung, Humus aufzubauen. Intensiver Ackerbau war aufgrund der Bodenqualität nicht mehr wirtschaftlich. Auf dem Weg zur Extensivierung wurde die Stickstoffdüngung reduziert. Erstaunlicherweise stellten sich daraufhin weniger Probleme mit Pflanzenkrankheiten und sehr viel weniger Probleme mit Blattläusen, Getreidehähnchen und anderen Schadinsekten ein. Irgendwann wurden keine Fungizide und Insektizide mehr benötigt. Kleegras dient einmal der Biogasanlage und zum anderen konnte dadurch die Fruchtfolge verbessert werden.

Bodenschonung durch den Einsatz eines Raupenfahrzeuges mit hoher Zugkraft und wenig Druck nach unten.
Bodenschonung durch den Einsatz eines Raupenfahrzeuges mit hoher Zugkraft und wenig Druck nach unten.
„Wir lieben unsere Böden, sie sind uns ganz wichtig. Die Bodenschonung nehmen wir ernst und deshalb gibt es bei uns Raupenlaufwerke und Reifendruckregelanlagen beiden Fahrzeugen“, sagt Graf zu Eltz. Diese Technik erlaubt, trotzdem auf zuvor abgetrockneten Flächen mit großen Maschinen zu fahren (0,6 bar Reifendruck) und schlagkräftig zu sein. Nachdem schließlich auch noch sehr wenig Herbizide eingesetzt wurden, war die Umstellung beschlossen. Die Entscheidung, ab 2017 als Naturland-Betrieb zu arbeiten, haben Vater und Sohn zu Eltz nicht bereut.

Motivation für den Bau einer Biogasanlage
Bereits vor zwanzig Jahren wurde die Biogasanlage mit liegenden Fermentern gebaut. Mit diesem System (Pfropfenstrom-Version) war es möglich, hohe Trockensubstanzgehalte (TS) zu fahren. Es gibt keine Sink- und Schwimmschichten. Die Gülle wird homogener. Die Anpassung des pH-Wertes im Fermenter ist günstiger. Auf den beiden parallel laufenden Fermentern und dem runden Nachgärer (1.800 Kubikmeter) wurden statt Folienhauben (Geruchsbelästigung möglich) Betondecken aufgebracht. Die Biogasgülle wird aufbereitet, indem flüssige und feste Bestandteile abgetrennt werden. Das Restgaspotenzial liegt mit 0,15 % sehr niedrig. In die Gülle im Endlager wird Leonardit (Sedimentschicht aus Weichbraunkohle) eingerührt, um Emissionen zu vermeiden. Die gasdichte Verweildauer erreicht im Fermenter etwa 45 Tage und zusätzlich von 50 Tagen im Nachgärer.

Das Kleegras bindet durch die Knöllchenbakterien kostenlos Stickstoff aus der Luft und dient dem Humusaufbau.
Das Kleegras bindet durch die Knöllchenbakterien kostenlos Stickstoff aus der Luft und dient dem Humusaufbau.

Die Anlage wurde auch wegen des Wärme-Outputs gebaut, weil damals ein sehr hoher Wärmebedarf für die Gärtnerei bestand. Wichtig war es, die Grünlandflächen zu verwerten, da keine Tiere mehr gehalten wurden. Die Anlage war eine gute Einkommensalternative, da der Weizenpreis bei 8 Euro/dt lag (2002) und keine Wettbewerbsfähigkeit mehr zu erreichen war. Der Betrieb wandelte sich vom Nahrungsmittelproduzenten zum Energiewirt. Die Biogasanlage gab den Ausschlag für eine hervorragende Kreislaufwirtschaft. Denn die Nährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium stehen nach der Biogasproduktion wieder für den Ackerbau zur Verfügung. Einsparungen bei Pflanzenschutzkosten folgten Rückgänge bei den Düngerkosten.

Kleegras, der Schlüssel zum Öko-Landbau
Für Graf zu Eltz ist Kleegras der Schlüssel zum Öko-Landbau und ebenso gut für den konventionellen Anbau. In der Biogasanlage wird neben Mais auch das auf 120 ha erzeugte Kleegras (um 400 DZ Frischmasse bei drei Schnitten pro ha und Jahr) verarbeitet. 1 ha Kleegras speichert rund 400 kg CO2/ha/Jahr. Dadurch, dass das eiweißhaltige Kleegras sehr jung geschnitten wird, kann man aus ihm fast so viel Gasertrag erzielen wie aus einer Tonne Silomais. Die Bodenfruchtbarkeit und das Wasserspeichervermögen der Böden erhöhen sich. Das Bodenleben wird sehr viel aktiver. „Die Böden haben ihre Ruhe, wir lassen das Kleegras 2,5 Jahre stehen und brechen erst im dritten Jahr (mit speziellen Scharen) um, wenn es schön warm ist“, sagt Graf zu Eltz. Die Nachteile beim Anbau von Kleegras ist die etwas eingeschränkte Leguminosen-Fruchtfolge, Krankheiten wie Kleekrebs und die ausschließlich über Rinder oder Biogas sinnvolle Verwertbarkeit.

Auch die Trocknung von jährlich 3.000 Kubikmeter Hackschnitzel im Sommer braucht Wärme.
Auch die Trocknung von jährlich 3.000 Kubikmeter Hackschnitzel im Sommer braucht Wärme.

Wärmeerzeugung
Nach wie vor ist die Wärmeerzeugung durch die Biogasanlage wichtig für den Betrieb. Sie wird in der Gärtnerei und in der Lackiererei des Klosters verwendet. Das Schloss und die Betriebsgebäude werden damit geheizt. Mais und Getreide werden getrocknet (auch im Lohn). Im Winter wird die komplette Wärme für den Eigenbedarf gebraucht. Neben dem Vorteil, einen sehr guten organischen Flüssigdünger zur bodennahen Ausbringung mit Grubber, Scheibenegge oder Schlitzgerät zur Verfügung zu haben, ist Strom aus Biogas eine wichtige Einnahmequelle.

MC-Kompostierung
Der abgepresste Feststoff wird zur MC-Miete (MC = Mikrobielle Carbonisierung nach Walter Witte) aufgesetzt und kompostiert.

Der separierte Gärrest wird mit Grüngut, Strauchschnitt und Pferdemist zur MC-Kompostmiete.
Der separierte Gärrest wird mit Grüngut, Strauchschnitt und Pferdemist zur MC-Kompostmiete.
Bei der MC-Kompostierung wird mit dem Radlader vorgemischt (2 Schaufeln Biogassubstrat, 1 Schaufel Pferdemist und 1 Schaufel geschreddertes Grüngut) und auf den Kompoststreuer aufgeladen, der die Miete unter Andrücken der Masse aufsetzt.Die Miete wird bis zum Ende der drei Monate Kompostierzeit nicht mehr angefasst. Die Vorteile der noch nicht wissenschaftlich bestätigten MC-Kompostierung sind eine geringere Methangas-Emission, geringere Schwefelwasserstoff-Konzentration und niedrigere CO2-Emissionen.

„Ohne Veränderung keine Zukunft“, ist das Motto von Graf zu Eltz. Und so sieht er seine Arbeit mit der Biogasanlage als „Fitmacher“ der Böden für die Klimaveränderung und als Vorleben von Ökologie. Nach dem EEG 2000 kann er noch bis 2026 mit Einspeisevergütungen rechnen, wobei er momentan den anfallenden Strom direkt vermarktet und nach Aktualisierung notwendiger Zertifikate eventuell später zurück ins EEG geht. Durch einen zusätzlichen Gaskessel wird dem potenziellen Ausfall des 550 kW-Motors vorgebeugt. Es gehört zu seinen Zielen, die Biogasanlage über 2026 hinaus zu erhalten, sowie in Öffentlichkeitsarbeit, die Vorteile von Biogasanlagen weiter bekannt zu machen und distanziert sich von „Schwarzen Schafen“, die durch intensivem Maisanbau und hohen Gülleausbringmengen die wunderbare Sache Biogas in Verruf gebracht haben.

Teil 2: Ökobetrieb mit Tierhaltung und 75 kW Biogasanlage

Das Kloster Plankstetten (Berching, Lkr. Neumarkt Oberpfalz) betreibt eine Biogasanlage mit 75 kWel.
Das Kloster Plankstetten (Berching, Lkr. Neumarkt Oberpfalz) betreibt eine Biogasanlage mit 75 kWel.

Bei Josef Schmidt, Biogasanlage des Staudenhofs, Kloster Plankstetten, handelt es sich um einen Betrieb mit Tierhaltung und einer Biogasanlage. Der ausgebildete Maschinenbaumechaniker, Landwirt und Techniker war zwölf Jahre Landtechnikberater für Erneuerbare Energien und führt einen landwirtschaftlichen Betrieb sowie ein Lohnunternehmen jeweils als GbR. Seit 2016 betreibt er die Biogasanlage des Klosters.

Bereits 1994 wurde der Betrieb auf Öko-Landbau umgestellt. Bei einer Gesamtfläche von 350 ha (Eigentum 190 ha) nehmen Ackerbau 150 ha, Grünland 125 ha, Wald (65 ha), Hofrand 4 ha ein. Die Ackerzahlen liegen bei 20 und 54 Bodenpunkten. „Mit diesem Durchschnitt von etwa 31 Bodenpunkten müssen wir in der Oberpfalz leben“, sagt Schmidt. Der Anbauplan läuft gleichmäßig durch: Neben 30 % Kleegras (43 bis 50 ha) sind es Wintergerste (10 ha), Roggen (14,30 ha), Triticale/Erbse (15 ha), Emmer (6 ha), Dinkel (12 ha), Sommergerste als Braugerste (17,6 ha), Hafer/Erbse (9 ha), wenig Mais (5 bis 10 ha zur Absicherung des Futters), Speisekartoffeln (5 bis 7 ha), Wiesen, Weiden/Hutung (circa 100 ha), Kurzumtrieb Pappeln (1,55 ha), Bienenweide (3,5 ha) und Gemüsebau (circa 4 ha). Vor ca. fünf Jahren stellte Schmidt auf pfluglose Bodenbearbeitung um.

Die Tierhaltung besteht aus:

150 GV Rinder (davon 80 Mutterkühe)
150 GV Rinder (davon 80 Mutterkühe)
45 GV Schweine (ca. 380 - 400 Mastschweineplätze)
45 GV Schweine (ca. 380 - 400 Mastschweineplätze)
16 GV Schafe (70 Mutterschafe)
16 GV Schafe (70 Mutterschafe)

Neben den geringen Bodenpunkten war ein ausschlaggebender Punkt für Veränderungen für Josef Schmidt die geringen Niederschlagsmengen, die in den letzten Jahren tendenziell immer weiter heruntergehen, bis auf aktuell im Durchschnitt 550 bis 570 mm/Jahr, mit der Folge von tlw. sehr großer Sommertrockenheit. So konnte Ende Mai/Anfang Juni 2022 ein sehr guter erster Schnitt Kleegras geerntet werden. Und danach gab es aufgrund der Trockenheit keinen Schnitt mehr. Im Herbst fiel dann hoher Niederschlag, als er eigentlich nicht gebraucht wurde.

Überlegungen vor dem Bau der Biogasanlage
Der Gedanke Biogas keimte bei Schmidt und seinem Bruder schon seit Jahren. Mit zwei Komponenten, Gülle und Mist, schien es ihnen schwierig, konstante Erträge zu erzielen. Vor dem Bau der Biogasanlage 2005 hatten sie ein Aufkommen von rund 2.000 t Mist und 1.800 Kubikmeter Gülle/Wasser jährlich, auch aufgrund vieler Laufhöfe und Einstreu-Ställe, deren Gülle in die Ringleitung mit einbezogen und in die Vorgrube eingelassen wurden. „Wir hatten zwar Dünger, aber keinen gut einsetzbaren Dünger“, sagt Schmidt. Der Mist entfaltete erst langsam Wirkung und die Gülle war zu wässrig und hatte einen zu geringen Stickstoffgehalt. In der Findungsphase diskutierten die Brüder und einigten sich schließlich auf das von Josef Schmidt bevorzugte Medium Flüssigphase. Den ersten Kalkulationen legten sie zugrunde: „Was haben wir im Betrieb über und was können wir daraus machen?“ Voraussetzung bei der 75 kW-Anlage sind die Kriterien der sogenannten Hofbiogasanlage, die vorschreiben, dass Anteile von mindestens 80 Masse-% Gülle-Mist und 20% andere Substrate wie z. B. Nachwachsende Rohstoffe einzuhalten sind. Schmidts Betrieb ist sehr knapp an der Grenze der 80:20-Regel, denn er hat einen hohen Mistanfall, der zwar gegenüber der Gülle drei- bis viermal so viel Gas, aber viel weniger Masse bringt. 2015 baute er eine klassische Anlage. Vom Fermenter und Nachgärer her könnte man durchaus auch eine Leistung von 150 bis 190 kW fahren.

Bau der Biogasanlage
Die Behältergrößen, Fütterer, Rührwerk sind jedoch für sogenannte Kleinanlagen dimensioniert. Deshalb gab es keine Kostendegression. Die Vorgrube mit 314 Kubikmeter gehörte schon zum Bestand. Hinzu kamen ein Fermenter mit 923 Kubikmeter mit Betondecke, ein Nachgärer (nicht beheizt; beheizfähig damals als Endlager nicht genehmigungsfähig). Das Gärrestelager von 1.800 Kubikmeter war Bestand. Günstig war die schon immer groß dimensionierte Mistplatte (20 x 15 m).

Das Rührwerk ist für sogenannte Kleinanlagen dimensioniert, die einer Deckelung von 75 kWel unterliegen.
Das Rührwerk ist für sogenannte Kleinanlagen dimensioniert, die einer Deckelung von 75 kWel unterliegen.
Ein Pfropfenstromfermenter wäre bei dieser Anlage finanziell nicht machbar gewesen. Die Behälter wurden betoniert und sind mittlerweile komplett in den Boden eingelassen. Die Infrastruktur beinhaltet Wasser-, Stromleitung, Datenkabel und mehr. Die Baukosten erreichten ca. 540.000 Euro inklusive zwei Behältern, Wasser, Strom, Heizung, Vorplatz, Fahrsilos. Von diesen Kosten könnte man heute nur träumen. Es seien derzeit mind. zwischen 300.000 und 350.000 Euro mehr erforderlich. Die Anlage wurde 2016 in Betrieb genommen.

Pro Jahr kommt Schmidt auf 5.200 Kubikmeter Gärreste. Die erzeugte Strommenge betrug bei 8.000 Volllaststunden im ersten Jahr 600.000 kWh, wobei das 1. Jahr vielleicht noch nicht so rund läuft. Im 2. Jahr kam man schon auf eine Strommenge von 650.000 kWh und im Durchschnitt der nächsten Jahre auf 640.000 bis 650.000 kWh. Mit der 75 kW-Anlage kann Schmidt nicht viel Wärme produzieren, die z. B. für die Trocknung von Holz zu nutzen wäre. Für die Beheizung von Haus mit Wohnungen, Stall, Werkstatt, Auszubildenden-Unterkunft werden 200.000 kWh benötigt. Die Anlage selbst verbraucht je nach Einsatzstoffen 10 bis 11 % des erzeugten Stroms.

In den Fermenterbehältern liegt der Trockensubstanzgehalt (TS) bei rund 12 bis 12,5 % TS und im Nachgärer zwischen 8 und 9 % TS.

Einsatzstoffe
Josef Schmidt sagte: „Mist ist nicht gleich Mist und Gülle ist nicht gleich Gülle.“ Denn je nach Mistart wird ein Ertrag zwischen 70 und 100 Norm-Kubikmeter Biogas pro Tonne Einsatzstoff erzielt. „Was soll bei unserem extensiven Mutterkuhbetrieb aus dem Tieflaufstall schon im Mist drin sein? Wir schaffen um 70 Kubikmeter Biogas. Um 100 oder sogar 120 Kubikmeter Gas zu erzeugen, braucht es Betriebe mit intensiver Bullenmast auf Tretmist“, weiß Josef Schmidt.

Die Anlage wurde inzwischen um ein Fahrsilo erweitert.
Die Anlage wurde inzwischen um ein Fahrsilo erweitert.
Mit der Gülle ist es ähnlich. Es ist auch hier sehr schwer zu fassen, was in der Gülle „drin ist“. Der Wasseranteil ist hoch und es gibt viele Unbekannte dabei. Aber selbstverständlich hat Schmidt viel Erfahrung gesammelt, wie hoch der Gasertrag nach Gaben von entsprechendem Substrat ansteigt. Der gesamte Mist wird zudem durch das Streuwerk des großen Düngerstreuers gelassen, um für einen gewissen Aufschlag zu sorgen und eine Homogenität des Substrats zu bewirken. Auch bei Kleegras und anderen Einsatzstoffen gibt es Unterschiede. Da nach Gaben mit hohen Anteilen Rotklee-Kleegras eine Kleemüdigkeit entstand, stieg man stark auf Luzerne-Kleegras (70 bis 75 % Luzerneanteil) um, je nach Bodenverhältnissen. Der Nachteil von Luzerne ist in der Biogasanlage der Gasertrag. Während bei Luzerne-Kleegras Gaserträge von 150 bis 160 Kubikmeter möglich sind, liegen sie bei gutem Rotklee-Kleegras zwischen 180 und 190 Kubikmeter Biogas. Getreide als Einsatzstoff ist für Schmidt ein Nebenschauplatz, ebenso ist es bei Biertreber, beide sind vorhandene Reststoffe, die genutzt werden. Ein wichtiger Punkt in der Betrachtung der Biogasanlage war der Gedanke, dass Ampfer, der durch Kleegras als Samen auf die Felder kam, nicht weiter vermehrt wird. Ampfersamen werden in der Anlage abgetötet. Ebenso andere Unkrautsamen.

Gärrest
Der Gärrest nach der Anlage kommt auf 9,3 % TS, und ist gut als Dünger im Mais einsetzbar. Für Getreide ist dieser Stoff zu dick. Bei der Art der Einsatzstoffe im Betrieb Schmidt liegt der Gesamtstickstoffanteil im Gärrest bei 4,2 %, Ammonium-Stickstoff nimmt knapp die Hälfte davon ein. Auch Phosphat, Kali und Schwefel machen den Gärrest zu einem ausgewogenen Dünger. „Das ist genau das, was wir gebraucht haben, um unsere Pflanzenbestände im Frühjahr optimal anzudüngen. Denn danach kommt die Trockenheit und wir können dieses Medium nicht mehr einsetzen“, schildert Schmidt.

Gärrestlager
Gärrestlager

Probleme in der Prozesssteuerung durch Futterumstellungen beim Kleegras oder beim Beginn der Grünfütterung bei den Kühen zeigen sich als kurze Schaumbildungen im Fermenter. In der sehr steinreichen Gegend stellen Steine selbst im Fermenter, der sich dadurch entmischen kann, die größte Herausforderung für den Biogasanlagenbetrieb dar. Mittlerweile wird Gärrest auch abgepresst, erreicht dann zwar nur noch etwa 3,9 % Gesamtstickstoff, filtriert aber nach der Ausbringung mit Schleppschläuchen und leichter Technik viel besser in den Boden ein und die Pflanzenverfügbarkeit ist viel besser. Selbst bei ökologischer Erzeugung kann man auch auf schlechten Böden anständige und gleichmäßige Erträge – auch bei Weizen – erreichen, ist die Bestätigung, die Schmidt täglich erfährt. Gülle- und Mist zuerst zu vergären und dann das „ausgegaste“ Gärprodukt auszubringen, trägt aufgrund der Vermeidung von Emissionen im Vergleich zur offenen Lagerungen und Ausbringung von Gülle/Mist, aktiv zum Klimaschutz bei. Und dabei ist Methan (CH4) 25-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid (CO2).

Berichterstattung:
K. Elbs und E. Hormes


VERANSTALTER

  • Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V. (ALB)
  • Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)
  • C.A.R.M.E.N. e.V.

Der Fachverband Biogas e.V.
ist Kooperationspartner der Seminarreihe

Finanzielle Förderung

Die Online-Seminare erfolgen mit finanzieller Unterstützung durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF).